Die vorliegende Studie ist die Synthese der von Christine Hatzky und ihren Kolleg_innen aus Lateinamerika und Deutschland geleiteten, transatlantischen und interdisziplinären Forschungslinie im Rahmen des Maria Sibylla Merian Center for Advanced Latin American Studies (CALAS): „Friedensvisionen. Transitionen zwischen Gewalt und Frieden in Lateinamerika“ ("Visiones de Paz. Transiciones entre violencia y paz en América Latina"). Die Autor_innen reflektieren in diesem Buch die epistemologische Herausforderung des gesamten Forschungsprojekts, die davon ausgeht, dass sich Frieden und Gewalt nicht gegenseitig ausschließen, sondern miteinander verknüpft sind. Sie erforschten dieses komplexe Zusammenspiel und die Transitionsprozesse zwischen Frieden und Gewalt in Gesellschaften Lateinamerikas und der Karibik. Herausgekommen ist dabei eine umfassende Studie über die Möglichkeiten von Frieden und über ganz unterschiedliche Friedensprozesse, ihre Ursachen, Phänomene und die Strategien zur Überwindung von Gewalt. Thematisiert werden insbesondere die Übergangsprozesse, die von einer ganzen Reihe von Faktoren beeinflusst werden, seien es ökonomische und politische Interessen, Strukturen, soziale Mobilisierungen oder kulturellen Dynamiken. Sie untersuchen diese Transitionsprozesse historisch tiefenscharf und analysierten das Zusammenspiel von Institutionen, Systemen und Strukturen einerseits und andererseits Organisationsprozesse von kollektiven und individuellen Akteuren.
Der vorliegende Band fokussiert Ursprünge und Phänomene politischer, sozialer und symbolischer Gewalt und stellt ihnen ganz unterschiedliche lateinamerikanische Friedensprozesse im 20. Jahrhundert gegenüber. Die Autor_innen beleuchten dabei insbesondere auch die Möglichkeiten von Frieden und bezogen Epistemologien und Ästhetiken von Frieden in Literatur und Film mit ein, um das Konzept von Frieden aus seiner negativen Opposition von Gewalt zu trennen und das eines „affirmativen Friedens“ herauszuarbeiten, den sie als „Lebenshorizont“ begreifen. Die Studie umfasst neben unterschiedlichen Fallstudien aus Lateinamerika und der Karibik auch einen konzeptionellen Teil, der die Transitionsprozesse zwischen Frieden und Gewalt reflektiert, sowie einen Teil, der sich mit literarischen, kulturellen und künstlerischen Repräsentationen von Gewalt beschäftigt sowie den ästhetischen Möglichkeiten, Frieden zu imaginieren.